Eschenbach Interview Januar 2010

23. Januar 2010 at 13:27

Ich werde von Philip und Mark vom Bahnhof abgeholt, von dort fahren wir in den Proberaum, wo Nils und Riitchy schon warten. Wir schauen uns zuerst das geplante Bühnenbild auf dem Laptop an (sieht gut aus!), ich entdecke auf der Setlist einen neuen Song und dann fangen wir schon mit dem Interview an.
Paul kommt erst am Ende des Interviews aus Berlin dazu, deshalb gibt es von ihm nur eine Antwort.

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Ein Interview von Freddy mit Riitchy Schwarz, Philip Eschenbach, Nils Berger, Mark Hofmann und Paul Bart über die Tour, neues Material, Gastsänger- und texter, die Arbeit mit Stephan Weidner und Ben Tewaag, das Leben vor Eschenbach, negative Kritiken und vielem mehr.

Wie laufen die Proben?
Philip: Die Proben laufen super, wir proben hier jeden Tag mehrere Stunden.

Wird die Band Intwine die ganze Tour begleiten und kennt ihr die Band?
Nils: Intwine kommen aus Holland, machen wohl eine ziemlich abgefahrene Musik-Mischung, und sind glaube ich bei zwei Terminen (Anmerkung von Freddy: Köln und Oberhausen) dabei.

Und bei den anderen Terminen?
Nils:Immer lokale Bands.
Mark: Außerdem sind wir ja bei einer CD-Releaseparty (Anm. von Freddy: von Hassliebe) am Start.
Philip: Genau, und in Frankfurt spielen wir mit Bettie Ford aus Köln und Junkhead aus Frankfurt.

Kommen zum Tourplan noch Städte hinzu? In Ostdeutschland ist ja bisher noch kein Termin veröffentlicht worden.
Nils: Das kommt alles auf jeden Fall noch. Die Booking-Agentur ist grade fleißig am Termine buchen, und im März kommt auf jeden Fall auch noch was.
Philip: Ja, gerade im Osten ist bisher noch gar nichts dabei und da wollen wir auf jeden Fall ein paar Gigs spielen.
Riitchy: Österreich kommt doch eventuell auch noch, oder?
Philip: Ja, Österreich und Schweiz wie’s ausschaut….

Habt ihr vor ein paar Konzerte mitzuschneiden, um eventuell Videos oder Mitschnitte zu veröffentlichen?
Philip: Videos sowieso, wir haben immer eine Kamera dabei, und Aufnehmen wollten wir auch, aber was wir dann schlussendlich damit anstellen, ob wir es nur für uns mitschneiden oder irgendwo hochladen, werden wir noch sehen.

Wird es Eschenbach-Merchandise geben?

Philip: Ja. Es gibt Mützen von uns, T-Shirts für Jungs und Mädels, eine Kapuzenjacke mit Zipper vorne. Und dann wollten wir noch schauen – ist jetzt noch nicht spruchreif – ob wir noch Aufkleber und Buttons machen.
Riitchy: Was ist mit dem Tanga? 😉
Philip: Den haben wir wieder rausgeschmissen.

Riitchy, du singst ja auch die Gastsängerparts, wird es eventuell Gastauftritte von Yen oder Nina geben?

Riitchy: Eventuell ja, wir wissen aber noch nicht genau wo und wann.
Philip: Nina hat für Berlin schon zugesagt. Und in Frankfurt… lassen wir uns überraschen, wer da so alles am Start ist! Also ich geh mal davon aus, dass Yen mitmacht und bei den anderen Herrschaften sollte man sich überraschen lassen…

Das Set ist ja relativ kurz, gibt’s denn schon neue Songs?

Philip: Einen neuen Song gibt es definitiv, ist eine Coverversion, ***** von ***** (Anm. von Freddy: darf noch nicht veröffentlicht werden ;)). Und mit neuen Nummern müssen wir noch schauen, das wissen wir noch nicht so genau. Du kannst gleich mal zwei Demos hören, ob die gespielt werden ist noch nicht sicher.
Nils: Ja, es gibt definitiv neues Material, das auch schon ausgearbeitet und fertig ist, aber es ist heutzutage ein Problem, Songs schon vor einer Veröffentlichung aufzuführen, da gebootlegt wird, dass sich die Balken biegen; da kann ja jeder mit einem Handy mitschneiden, deshalb sollte man es sich genau überlegen.

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Sind neben dem Kister Rock Open Air schon weitere Festivals in Planung?

Philip: Ja, da haben uns jetzt schon viele angefragt, aber darum haben wir uns noch nicht wirklich gekümmert, da ist unser Booker momentan dran. Aber wir gehen auf jeden Fall davon aus, dass da noch was kommt.

Seid ihr zufrieden mit dem Platz 83 in den Charts? Habt ihr damit gerechnet?

Mark (ironisch): Ne, das ist eine totale Schweinerei, wir wollten gar nicht in die Charts!
Nils: Ja, geiles Geschenk, wir haben null damit gerechnet, dass wir „aus Versehen“ in die Charts reinkommen!

Nils, du bist ja Weltrekordhalter. Wie schafft man es 85 Stunden am Stück Schlagzeug zu spielen?

Nils: Man muss komplett irre sein. Das hat auch nur funktioniert, weil die ganze Zeit Leute dabei waren. Also alleine zu Hause hätte ich das sicherlich auch nicht durchgestanden, aber durch die Leute und die geile Stimmung war das irgendwie möglich.

Du hast ja auch noch ne Percussion- und Drumshow namens „Hot Sticks“. Wie kann man sich das vorstellen und wie viel Auftritte hast du damit?

Nils: Also ich hab im letzen Jahr hab ich ziemlich viele Auftritte damit gehabt, ich glaub so irgendwas zwischen 70 und 100 Shows. Ein DJ legt „elektronischen Müll“ auf und ich trommel ein bisschen dazu.

Was wir ganz oft gefragt worden sind, ist ob Ben nach der Haftentlassung wieder bei euch einsteigt oder ob er beim nächsten Album wieder mitsingt.

Philip: Der Ben ist ja deshalb auf der Platte drauf, weil er bei der ganzen Entwicklung der Band dabei war. Und „Warum nur“ und „Russisch Roulette“ sind ja auch typische Ben-Nummern. Generell gibt es jetzt keine Überlegungen, in Zukunft wieder Songs mit Ben zusammen zu machen, weil der Ben ja eventuell auch noch eigene Sachen (Anm. von Freddy: „Böse ist gut„) machen will, ich weiß nicht was der jetzt anstellt, was da kommt. Aber dass wir mal bei einem Gig zusammen spielen ist nicht ausgeschlossen. Nur, so wie wir jetzt hier sitzen sind wir die Band, und bei der nächsten Platte wollen wir versuchen, die Seele der Band da draufzupacken ohne große Gastsängerauftritte.
Nils: Was noch wichtig zu sagen ist, dass Ben vor seinem Haftantritt ausgetreten ist. Das ganze Ausmaß der Haftstrafe kam erst, nachdem wir uns voneinander getrennt haben. Wir haben einfach festgestellt, dass wir so nicht zusammen arbeiten können und einfach andere Vorstellungen haben, sind dann getrennte Wege gegangen. Philip und ich haben dann beschlossen, dass wir das Projekt auf jeden Fall erhalten und weiter zu einer vollwertigen Band ausbauen wollen.

Wie kam die Zusammenarbeit mit Gasttexter Harry zu Stande?

Riitchy: Also, das war ein Arbeitskollege von mir, wir haben drei Jahre zusammengearbeitet; er war ein riesiger Onkelz-Fan und als er dann gehört hat, dass ich die Möglichkeit habe, mit Stephan Weidner aufzunehmen, war er natürlich total begeistert. Es war schon mal im Gespräch, dass ich mit ihm Songs mache, einfach so; und dann kam er zu mir, und wir haben uns das Material angeschaut.
Philip: Es musste auch sehr schnell gehen. Der Riitchy hatte am Anfang für alle Songs der Platte Texte geschrieben und wir haben als Demoversion mit Riitchy hier in München die komplette Platte aufgenommen. Als wir nach Frankfurt gegangen sind, standen schon die Angebote für die anderen Sänger; wir wussten noch nicht genau wer was singt, und deshalb hatten wir eben vorher in einer Affengeschwindigkeit alle Songs geschrieben.

Ich hab auch mit Harry auf der Münchner Releaseparty gesprochen, seine Songs waren ja ursprünglich in Gedichtform, oder?

Riitchy: Ja, eigentlich waren das Gedichte von ihm, und wir haben das dann so umgeschrieben, dass man es in einen Song reinbauen kann.
Philip: Und dann hat der Björn noch geholfen. Das ist ein Freund von Nils, der „Blick in den Spiegel“ und „Nachtlicht“ geschrieben hat.

Ein Leser hat noch gefragt, ob ihr euch beim nächsten Album auch vorstellen könntet, einen Text von einem Fan, wenn er geil ist und euch gefällt, vertonen würdet?

Riitchy: Eventuell ja. Wenn wir da was zugeschickt bekommen und das geil klingt, würde ich da nicht Nein sagen.
Nils: Was ich noch dazu sagen würde: eine Platte macht man ja, um zu erzählen, was man so erlebt, vor allem auch mit Leuten, die man in der Zwischenzeit kennen gelernt hat. Vielleicht wird es ja wieder eine Zusammenarbeit mit den Jungs und Mädels geben, mit denen wir schon gearbeitet haben.
Philip: Nina ist auf jeden Fall eine Freundin von uns geworden, und auch die Sache mit Yen hat total Spaß gemacht.

Eine weitere Leserfrage war, was ihr allgemein vor Eschenbach gemacht habt, also in welchen Bands ihr gespielt habt, Ausbildung oder Auslandsaufenthalte, etc.

Mark: Ich war gerade fünf Monate beruflich in Singapur. Bands hatte ich einen ganzen Haufen, die beiden letzten waren eine Volksmusikkapelle und die V8Wankers.
Riitchy: Fach-Abi, Gelegenheitsjobs… und ich hab eigentlich immer in irgendwelchen Bands gespielt, „Legends of the Livingroom“ zum Beispiel.

Riitchy mit LOTL beim Sender muenchen.tv:

Philip: Ich hab mit 19 an einer englischen Schule meine A-Levels gemacht, dann angefangen, BWL zu studieren, aber dann auch 1992 mit einem Freund in München ein Studio eröffnet und hab mich dann auf Musik und Film konzentriert. Ich war dann auch Produzent der Band „Noisex“ und hab zwei Alben mit ihnen aufgenommen. Außerdem war ich Gitarrist bei der türkischen Kombo „Alev“ und bei anderen Bands, wie zum Beispiel bei einer Band zwei Jahre in Jamaica.
Paul: Vor einigen Jahren war ich Bassist der Berliner Band „Bazzooka“, hatte Aushilfsjobs bei vielen Bands wie zum Beispiel „In Extremo“, hab bei „BossHoss“ gearbeitet und war Bassist von Gracia.
Nils: Ich habe seit ich 16 bin bei vielen Bands getrommelt, von 2004 bis 2007 war ich dann Co-Drummer und Percussionist bei „Dog Eat Dog“. Bei der DED-Tour 2006, die unter anderem von „Ultima Ratio Regis“ supportet wurde, hab ich Philip kennengelernt und kam zu URR, wo dann die ersten Demotapes entstanden.

Es gab ja auch schon negative Kritiken über das Album. Wie steht ihr dazu und wie geht ihr mit so was um?
Nils: Ist natürlich schon heftig, was man da manchmal lesen muss. Natürlich liest man so etwas nicht gerne. Es nervt auch, überall „Ben Tewaag, der Sohn von…“ zu lesen. Wir sind alle Söhne unserer Mütter und das hat nichts mit Musik zu tun!
Philip: Einer der Hauptkritikpunkte ist ja, dass die Platte aus zusammen gewürfelten Gastsängerparts besteht und man Eschenbach nicht erkennen kann. Die Platte war ja schon fast fertig, als Ben ausstieg und eine Lösung gefunden werden musste. Riitchy sang dann alle Songs ein, danach kamen erst die Gastsängerangebote.
In einigen negativen Reviews steht, dass wir so etwas wie „Weidners Neffen“ sind. Klar hat er uns bei einigen Texten und Kompositionen geholfen, aber hauptsächlich ist er der Produzent und wir eine eigenständige Band. Um es aber noch mal hervorzuheben: Die Musik stand schon bevor wir ins Studio gingen!
Nils: Manche Songs wollten wir eigentlich noch etwas härter haben, Stephan hat sie dann ein bisschen softer gemacht.
Mark: Konstruktive Kritik nehmen wir aber selbstverständlich an! Was schade ist, dass auch die großen Musikzeitschriften sich nur auf das Gastsänger-Thema eingeschossen haben, die eigentliche Musik oder die textlichen Leistungen allerdings völlig außen vor gelassen haben.

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„DSDS“ hat ja wieder angefangen. Was sagt ihr zu solchen Castingshows?
Philip: Ich schau mir das schon an… Allein schon um zu sehen, ob Riitchy die richtige Wahl als Sänger war. 😉
Mark: Ich schaue mir das unter Vorbehalt gerne an.
Riitchy: Ist aber schon übel, wie da mit den Teenies rumgesprungen wird.
Mark: Ja, das ist natürlich eine andere Sache; zu Jugendlichen so etwas wie „Du siehst aus wie eine Schlampe“ oder „Du bist Scheiße“ zu sagen, ist schon verwerflich.
Riitchy: Die verkaufen sozusagen ihren Namen, werden verarscht und sind dann ein halbes Jahr bekannt.

Der Studioreport kam ja sehr gut bei den Fans an. Wird es so was auch vor dem zweiten Album geben oder vielleicht auch während der vielen Proben?
Philip: Ja, es wird reihenweise Material geben. Wir haben ja hier eine Kamera und können das Zeug selber schneiden, also da werdet ihr auf jeden Fall etwas zu sehen bekommen. Vielleicht können wir ja in einer Probe vor der Tour ein Lied aufnehmen, für YouTube und eure Seite und so.

Okay, da sind wir schon gespannt! Das war es schon wieder. Vielen Dank noch mal für das Interview!
Philip: Schade, aber das war ja bestimmt nicht unser einziges Interview. Und jetzt kannst du dir als Erster überhaupt zwei neue Lieder, unsere Probe und die Songs live anhören… Mit welchem Lied sollen wir anfangen?

Erstmal darf ich mir zwei Demos anhören – geile Songs! Die Probe beinhaltet alle Songs vom Album und den neuen Cover-Song. Hört sich schon richtig gut an. Ich war sehr gespannt, wie Riitchy die Songs der Gastsänger umsetzt und wurde nicht enttäuscht: Auch Bens, Stephans und Ninas Songs klingen von Riitchy geil und kicken ordentlich. Nur bei „Frag dich selbst“ würde ich sagen, dass mir Yens Version besser gefällt, aber hier ist der Unterschied zwischen den Stimmen auch am größten. Aber auch von Riitchy ist der Song ein Highlight!
Der Backgroundgesang kommt bei allen Nummern entweder von Philip oder von Paul. Zu Nils brauche ich nicht viel sagen, er ist ja für sein geniales Schlagzeugspiel bekannt. Danke an der Stelle nochmal für den Drumstick! Auch die Gitarren wirken schon gut zusammen. Ein paar Songs werden etwas schneller als auf der Platte gespielt, aber live klingt eh alles geiler als die Studioaufnahme.
Philip: „Weidnerwatchblog, wollt ihr noch einen?“ – Ja, klar!

Am Ende waren es über drei Stunden im Proberaum, die 20 Minuten Interview waren nur ein kleiner Teil davon. Es war ein sehr geiler Tag, der sehr viel Spaß gemacht hat und die Einladung von Eschenbach, nächste Woche nochmal zu kommen, nehme ich natürlich gerne an.
Gefällt euch das Interview? Dann hinterlasst doch einen Kommentar, wäre cool.

Mein Tipp: Hört euch Eschenbach live an! Geht auf die Tour, besucht die Konzerte, ihr werdet es nicht bereuen!
ESCHENBACH ROCKT! SUPPORTET ESCHENBACH!